„This week, I’m gonna be wearing digital clothes“, kündigt die US-amerikanische YouTuberin Safiya Nygaard ihren 9,3 Millionen Abonent:innen an. In dem Video, das mittlerweile über 3,6 Millionen Aufrufe hat, testet Nygaard, wie alltagsfähig virtuelle Mode ist. Im Online-Shop des rein digitalen Modehauses DressX kauft sie Kleidungsstücke, die physisch nicht existieren. Anschließend wird ihr die Kleidung auf den Leib gephotoshopt und das Resultat landet auf ihrem Instagram-Kanal. Dort reagieren Nygaards Follower:innen skeptisch bis positiv – die Neugier nach dem Trend, der als Zukunft der Modeindustrie gilt, ist unter der Generation Z jedenfalls groß. 

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Digitale Modestücke zum Anziehen

Virtual Fashion ist Mode, die ausschließlich digital existiert. Sie kann online von Avataren oder unseren digitalen Persönlichkeiten – auf Instagram oder Facebook – getragen werden. Ein Vorteil digitaler Mode seien die unlimitierten Möglichkeiten.

„Wenn wir [im virtuellen Raum] alles sein können, wollen wir dann immer noch wir selbst sein?“

Amber Jae Slooten

– Diese Frage wirft Amber Jae Slooten, Modedesignerin und Co-Founderin des digitalen Modehauses The Fabricant, auf. The Fabricant arbeitet mit Modegrößen wie Puma zusammen und bietet manche 3D-Designs als NFTs an. 2019 schrieb es Geschichte, als es das erste digitale Kleid für einen Preis von 9.500 US-Dollar verkaufte.

Virtual Fashion soll einige der derzeit größten Probleme der Modebranche lösen. Da ohne physische Materialien gearbeitet wird, entsteht etwa kein Abfall. Zudem spielt die Kleidungsgröße keine Rolle, da digitale Mode ohne hohe Herstellungsgrößen an jede Körperform angepasst werden kann. Gerade in Bezug auf die Nachhaltigkeit muss jedoch unterschieden werden, ob digitale Mode mittels Photo Editing Software auf den Körper retuschiert wird, oder ob die luxuriösen Kleidungsstücke als NTF erstanden werden. Letzteres wirkt sich aufgrund des hohen Energieverbrauchs negativ auf die Umwelt aus – von Nachhaltigkeit kann dann trotz ressourcenschonender Herstellung nicht die Rede sein. 

Ganz neu ist die Idee, digitale Mode in virtuellen Räumen anzubieten nicht mehr. In Fortnite können sogenannte skins mit virtuellen Token erstanden werden, auf Snapchat können Avatare in Nike- oder Levis-Kollektionen eingekleidet werden. Gerade die Gen Z unterscheidet kaum noch zwischen dem virtuellen und dem physischen Leben. Der Schritt, mit digitaler Mode in die eigene Online-Identität zu investieren, scheint also kein großer mehr zu sein. 

Viktoria Nedwed